1. Einführung
In der Bilanzierung und im Rechnungswesen spielen Abschreibungen auf langlebige Wirtschaftsgüter eine zentrale Rolle. Während die direkte Abschreibung die Wertminderung eines Vermögensgegenstands unmittelbar in der Gewinn- und Verlustrechnung erfasst, wird bei der Amortissement indirect ein Gegenkonto verwendet, das die kumulierten Abschreibungen abbildet. Dieser Ansatz bietet Klarheit über die ursprünglichen Anschaffungskosten und die bereits vorgenommenen Abschreibungen.
2. Begriff und Definition
Unter indirekter Abschreibung versteht man die Verbuchung der jährlichen Abschreibungsbeträge nicht direkt auf dem Anlagekonto, sondern auf einem separaten Konto „Wertberichtigungen auf Sachanlagen“ (oder „kumulierte Abschreibungen“). Das Anlagekonto behält dadurch stets seinen ursprünglichen Anschaffungs- bzw. Herstellungskostenwert und zeigt nicht den verminderten Buchwert, sondern den Bruttobetrag an.
3. Buchhalterische Behandlung
Die Buchung erfolgt in zwei Schritten:
- Abschreibungsaufwand erfassen
- Soll: Abschreibungen (Aufwandskonto)
- Haben: Wertberichtigungen auf Sachanlagen (Passivkonto)
- Jahresabschluss / Bilanzierung
- Im Anlagespiegel werden die Anlagekosten (Bruttowert) und die kumulierten Abschreibungen (minus) ausgewiesen.
- Netto verbleibt der Buchwert als Differenz.
Beispielbuchung:
- Anschaffung einer Maschine für 50.000 €
- Jährliche lineare Abschreibung über 5 Jahre → 10.000 € p.a. textCopyEdit
Abschreibungen an Wertberichtigungen auf Sachanlagen 10.000 €
4. Unterschiede zur direkten Abschreibung
Merkmal | Direkte Abschreibung | Indirekte Abschreibung |
---|---|---|
Buchung der Abschreibung | Anlagekonto (Aktivkonto) vermindert | Separates Wertberichtigungskonto (Passivkonto) erhöht |
Ausweis der Anschaffungskosten | nur Restbuchwert ersichtlich | ursprünglicher Bruttowert bleibt sichtbar |
Transparenz | weniger transparent für Bruttowerte | hohe Transparenz über Brutto- und Nettowerte |
Kontoführung | einfacher, da nur ein Konto betroffen | komplexer, da zwei Konten involviert |
5. Vor- und Nachteile
Vorteile
- Transparenz: Durch die getrennte Darstellung von Brutto- und Nettowerten im Anlagespiegel sind Anschaffungswert und kumulierte Abschreibungen klar ersichtlich.
- Nachvollziehbarkeit: Historische Anschaffungskosten bleiben in voller Höhe erhalten, wodurch wertbezogene Analysen erleichtert werden.
Nachteile
- Komplexität: Erhöhter Aufwand bei der Kontoführung und Abstimmung der Werte.
- Fehleranfälligkeit: Zwei Konten müssen regelmäßig auf Übereinstimmung geprüft werden.
6. Praktisches Beispiel
Angenommen, ein Unternehmen erwirbt einen Firmenwagen für 30.000 €. Die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer wird auf 6 Jahre festgesetzt (linear). Die jährliche Abschreibung beträgt also:
30.000 € ÷ 6 Jahre = 5.000 € pro Jahr.
Buchung (jährlich):
textCopyEdit5.000 € Abschreibungen an 5.000 € Wertberichtigungen auf Sachanlagen
Bilanzausweis nach 3 Jahren:
- Anschaffungskosten: 30.000 €
- Kumulierte Abschreibungen: – 15.000 €
- Buchwert (Netto): 15.000 €
7. Fazit
Die indirekte Abschreibung ist ein etabliertes Verfahren der Anlagenbuchhaltung, das vor allem in größeren Unternehmen und Konzernen eingesetzt wird, um Transparenz über Anlagevermögen und kumulierte Abschreibungen zu gewährleisten. Obwohl der Aufwand für die Kontoführung höher ist als bei der direkten Methode, überwiegen in vielen Fällen die Vorteile der klaren Darstellung von Brutto- und Nettowerten. Unternehmen sollten je nach Komplexität ihrer Bilanzstrukturen und internen Berichtspflichten entscheiden, welche Abschreibungsmethode sie anwenden.